Während sich Berlin weiterhin im Lockdown befindet und auch unsere Bundesligateams seit mittlerweile mehr als vier Monaten nicht mehr zusammen trainieren dürfen, vollbringen einige Damenspielerinnen trotz allem täglich Höchstleistungen. An dieser Stelle haben wir bei Viola Scharf und Kapitänin Malin Stiebitz einmal näher nachgefragt, warum sie zur Gruppe des neu geschöpften Begriffes der Systemrelevanten gehören. Viola Scharf absolviert seit Anfang des Monats ein Referendariat an einem Neuköllner Gymnasium. Malin Stiebitz leitet die Corona-Teststation im DRK-Klinikum Berlin-Westend.

„Im Oktober hieß es plötzlich, dass wir eine interne Teststelle für die Mitarbeitenden brauchen“, erinnert sich die Kapitänin, die als Assistentin der kaufmännischen Leitung des Westends arbeitet. „Die erste Anforderung war, dass die Teststelle halbtags von Montag bis Freitag geöffnet ist. Ich musste dann auf die Schnelle Personal finden und Stellen ausschreiben“, erzählt „Mimi“. Zum Glück wurde sie schnell fündig, sodass die Teststation pünktlich an den Start ging. Doch kaum geschafft, wurden die Anforderungen schon wieder erweitert. Nun sollte die Öffnungszeit auf 8.00 bis 16.00 Uhr ausgeweitet werden und der Samstag kam auch noch hinzu. Folglich musste Mimi weiteres Personal finden und dieses wieder einarbeiten lassen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

„Das waren die Momente, in denen ich erstmals dachte, ‚Gott sei Dank habe ich jetzt gerade kein Hockey‘, denn das normale Trainingspensum hätte ich im November nicht geschafft, da ich teilweise vor 18/19 Uhr nicht aus dem Büro kam“, berichtet die 26-Jährige. „Die ersten zwei Monate waren hart und arbeitsintensiv, weil immer neue Anforderungen hinzukamen.“ Dass die Hallensaison pandemiebedingt nicht stattgefunden hat, kam der Spielführerin einerseits entgegen, andererseits bedauerte sie den Ausfall aus sportlicher Sicht trotzdem: „Ich spiele manchmal fast lieber Hallen- als Feldhockey und hatte auch in der Umfrage für „spielen“ gestimmt. Andererseits war ich angesichts der steigenden Fallzahlen schon besorgt, sodass die Absage die richtige Entscheidung war.“

 

Ihre Teamkollegin Viola Scharf hat Mitten im Lockdown ihr Referendariat am Ernst-Abbe-Gymnasium an der Sonnenallee begonnen. „Zum Glück sind alle meine Kollegen sehr nett und hilfsbereit. Ich habe mir auch eine Menge Material aus der Schule mitgenommen, was ich jetzt im virtuellen Unterricht einsetze“, erzählt „Vio“, die sich den Start in ihre Lehrerlaufbahn sicherlich auch einfacher vorgestellt hätte. Die 29-Jährige unterrichtet aktuell zwei 7. Klassen in den Fächern Deutsch und Ethik. „Gerade zu Beginn des Berufslebens ist es noch schwer einzuschätzen, wie genau und detailliert ich Aufgaben formulieren muss, damit sie auch richtig verstanden werden“, gibt Vio zu. Sie kann zwar im Vorfeld Kollegen oder Freunde bitten, die Aufgabenstellung einmal gegenzulesen, ob ihre Schüler es aber wirklich wie von ihr gemeint verstanden haben, zeigt sich meist erst an den Antworten oder den Rückfragen, die sie per E-Mail erhält.

Ihren Werdegang als Lehrerin vergleicht sie mit ihrer Hockeylaufbahn. „Man muss sich das im Referendariat so vorstellen, als wenn eine Jugendspielerin das erste Jahr bei den Damen dabei ist. Alles ist neu und man lernt viel dazu, bis man irgendwann eine fertige Bundesligaspielerin ist“, sagt die Bachelor- und Masterabsolventin. Dass aktuell kein Gruppentraining möglich ist, begrüßt Vio aufgrund des Infektionsgeschehens, auch wenn sie die sozialen Kontakte zu ihren Mitspielerinnen durchaus vermisst. „Man muss einfach das Beste draus machen. Natürlich macht Athletiktraining allein nicht so viel Spaß, wie mit allen zu trainieren“, meint Vio.

Die aktuelle Situation hilft ihr aber, ihren Alltag noch besser strukturieren zu können, um ihren Klassen den Stoff bestmöglich zu vermitteln und so oft wie nötig auf Rückfragen einzugehen. „Ich habe mich entschieden, Lehrerin zu werden, weil ich etwas mit Menschen gemeinsam machen möchte. Soziale Kontakte sind mir sehr wichtig. Die aktuelle Situation ist natürlich das Gegenteil von meiner Wunschvorstellung. Daher freue ich mich auch, sobald wie möglich meine Schüler und Schülerinnen wieder im Klassenraum begrüßen zu dürfen.“ Einen Vorteil hat die hockeyfreie Zeit aber für unsere Damen-Kapitänin Malin Stiebitz gehabt. Sie konnte in Ruhe ihren Fußbruch auskurieren und wird, wann immer es das Infektionsgeschehen in der Hauptstadt zulässt, wieder voll in den Trainings- und Spielbetrieb einsteigen.   

Fotos: BHC / Fritz Ebeling