Präsident Dirk Gaßmann und der Sportliche Leiter der Hockeysparte, Rein van Eijk, sprechen im großen BHC-Interview über die Jugendarbeit während und nach der Pandemie, die vielen neuen Trainer und das ambitionierte Ziel, der attraktivste Hockeyverein Deutschlands zu werden. 

Hinter uns liegen mehr als ein Jahr pandemiebedingte Einschränkungen. Wie ist der BHC bislang da durchgekommen?
Gaßmann:
Die größte Herausforderung bestand für uns darin, den Kontakt zu Eltern, Kindern und Jugendlichen zu halten, obwohl kein Sport auf dem Platz stattfand. Da ist viel online passiert. Wir haben die trainingslose Zeit aber nicht ungenutzt gelassen und 16 Trainern und Trainerinnen die Möglichkeit gegeben, ihren Theorieteil für den C-Trainerschein abzulegen. Davon haben auch alle erfolgreich Gebrauch gebracht, die praktische Prüfung erfolgt im Sommer. Zudem haben wir die Position des Sportlichen Leiters mit Rein van Eijk besetzt, auch dadurch zeigt sich jetzt ein noch größeres Augenmerk auf die Traineraus- und Weiterbildung und die optimale Besetzung der jeweiligen Mannschaften. Die Übergänge der Spieler und Spielerinnen zu anderen Jugendaltersklassen laufen dabei fließender. Dass wir mit Ulrike Heidrich eine sehr aktive Jugendwartin finden konnten, passt ins Gesamtbild. Alles in Allem ein klares Signal, welch hohe Gewichtung die Jugendarbeit beim BHC hat.

Was konnte der BHC den Kindern und Jugendlichen während der Pandemie anbieten?
Van Eijk: Wir hatten uns leider immer mit vom Senat vordefinierten Gruppengrößen zu arrangieren, daher haben die verfügbaren Platzzeiten häufig nicht gereicht, damit jede und jeder vollumfänglich trainieren konnte. Online-Training haben wir bereits im ersten Lockdown schon ab dem C-Bereich zur Verfügung gestellt. Ulli Kuske hatte mit den weiblichen Teams auch regelmäßige Meetings, in denen sich beispielsweise Bundesliga-Spiele angeschaut wurden oder Themen wie Doping und Ernährung diskutiert worden sind. Im zweiten Lockdown haben wir dann sogar ein Online-Angebot für die Minis gehabt.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Öffnungsschritte ist was die größte Herausforderung?
Gaßmann:
Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass alle Altersklassen so reibungslos wie möglich wieder in den Trainings- und Wettkampfbetrieb starten, auch wenn es weiterhin Einschränkungen gibt. Da ist eine Menge Abstimmung mit dem Bezirksamt, den Verbänden und auch intern notwendig. Die Geschäftsstelle leistet hier wirklich Großartiges. Mittelfristig ist unser Ziel klar: nachhaltiges Wachstum.

Wie haben sich die Mitgliederzahlen in der Hockeysparte entwickelt?
Van Eijk:
Wir haben keinen Rückgang, sondern können sogar einen Gewinn verzeichnen. Insgesamt sind 80 Kinder und Jugendliche hinzugekommen und diese nicht nur im Kleinkindbereich. Auch in der mJA und mJB haben wir Zuwächse, bei der mJB mehrheitlich vom Steglitzer TK. Daher haben wir uns in der mJB-Liga auch für eine Spielgemeinschaft mit STK entschieden.

Verfügt der BHC über genügend Trainer und Trainerinnen?
Gaßmann:
Ja, wir haben jetzt sogar auch eine Warteliste für Trainer im Kleinkindbereich. Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir noch einen eklatanten Trainermangel, dies ist nun aber zum Glück Geschichte.

Werden alle Trainer und Trainerinnen vergütet oder setzt der BHC auch auf ehrenamtliches Engagement?
Gaßmann:
Alle Trainer und Trainerinnen erhalten ein Stundenhonorar, das entsprechend ihrer Qualifikation variiert. Zudem möchte ich aus meiner beruflichen Sicht als Personaler hinzufügen, dass sich ein Traineramt sehr gut im Lebenslauf macht. Wenn ich in einer Bewerbung sehe, dass sich jemand als Jugendtrainer engagiert, weiß ich, dass diese Person mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf Augenhöhe kommunizieren, schwierige Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen kann.

Welche Trainingsmöglichkeiten gibt es aktuell im BHC?
Van Eijk:
Wir hoffen natürlich darauf, dass auch wir nach den Sommerferien wieder den gewohnten Trainingsumfang mit voller Kaderstärke anbieten dürfen. Um bereits vorher allen eine Möglichkeit zu geben, bieten wir beispielsweise mehr Sommercamps an. So können wir den Kindern etwas in den Ferien bieten, auch wenn sie in diesem Jahr mit ihren Eltern vielleicht nicht verreisen.

Was ist zukünftig geplant?
Van Eijk:
Aktuell sind die Zeiten noch nicht wieder wie vor der Pandemie, aber zukünftig wollen wir ein Extra-Angebot für Torhüter schaffen, auch um die Verbindung der Torhüter untereinander zu stärken. Wir möchten auch Extra-Möglichkeiten für Techniktraining schaffen. Ein großes Ziel ist es auch, für mehr Vereinsleben auf der Anlage zu sorgen. Wir wollen für alle das Angebot verbessern, unabhängig von Leistungs- oder Breitensport.

Möchte der BHC zukünftig weiterhin auch Breitensport in vollem Umfang anbieten oder sich auf den Leistungssportansatz konzentrieren?
Gaßmann:
Der Breitensport genießt weiterhin große Aufmerksamkeit, denn ohne Breite ist auch keine Spitze möglich. Um national und international erfolgreich zu sein, brauchen wir nicht nur eine Breite im BHC, sondern eine gute Jugendarbeit in ganz Berlin. Daher prüfen wir gerade Kooperationen mit anderen Vereinen. Der Vorstand hat das klare Ziel, der attraktivste Hockeyverein Deutschlands zu werden. Hierzu gehört ganz klar auch der sportliche Erfolg. Dafür haben wir im Jugendbereich bereits einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht.

Wir danken euch für das Gespräch!

Foto: BHC / privat