Gleich doppelte Freude gab es aus BHC-Sicht im Olympia-Auftaktmatch der deutschen Herren. Unser Mittelfeldmotor Martin Zwicker bestritt im Duell gegen Kanada sein 250. Länderspiel im A-Kader und Abwehrchef Martin Häner traf per Strafecke zum zwischenzeitlichen 5:1. Am Ende siegten die Honamas mehr als verdient mit 7:1.
„Zwick bringt viele Dinge mit, die der Mannschaft guttun. Er ist sehr gut vororientiert, entscheidet klug in engen Situationen und ist extrem ballsicher“, lobte Bundestrainer Kais al Saadi Zwick bereits vor der Partie. „Was ihm dabei hilft, ist, dass ihm die Ballbehandlung leichtfällt und er somit viele Ressourcen für das Scannen der Umgebung zur Verfügung hat.“ Sowohl al Saadi als auch Zwicker verwenden in der Begründung für diese Fähigkeit das Wort „oldschool“. „Er ist in seinem Entscheidungsverhalten klar und früh, spielt die Pässe außerhalb der Reichweite des Gegners, eher über die Rückhand und findet auch im engen Raum immer eine Lösung“, beschreibt der Coach.
„Wir Älteren haben noch eine andere technische Ausbildung genossen, als es heute üblich ist, wo die Betonung zum Beispiel auf 3D-Hockey liegt“, sagt Zwicker selbst. Er habe immer schon – neben dem regulären Training in seinem Heimatverein Cöthener HC in Sachsen-Anhalt – mit Ball und Schläger Extra-Runden gedreht, in den Pausen viel gedaddelt. Und ein gewisses Talent auch vom Vater geerbt, der selbst erfolgreicher Hockeyspieler war.
Doch eigentlich möchte Zwicker gar nicht über sich reden. Dass der DHB ihn vor dem Auftaktspiel in einer Pressemitteilung näher vorstellte, war dem 34-Jährigen gar nicht so recht. „Martin ist das Gegenteil von einem Lautsprecher“, sagt der Bundestrainer über seinen Mittelfeld-Motor. „Ja, er ist Orientierungspunkt für die Jüngeren, aber indem er diese immer mal wieder beiseite nimmt, ihnen erklärt, was von ihnen erwartet wird, ihnen Tipps dafür gibt. Und er ist unser Gewissen. Wenn wir von der Linie abweichen, die wir uns als Team gesetzt haben, dann ist es oft Zwick, der das anspricht und mahnt – ob das nun um das Verhalten auf dem Platz geht oder um Dinge wie Pünktlichkeit oder Kleiderordnung“.
„Das ist meine Art. Ich sehe mir die Dinge immer erstmal an. Aber wenn ich es für wichtig erachte, dann mache ich auch den Mund auf“, so Zwicker. „Mir ist wichtig, dass wir in der Mannschaft auf einem Nenner sind. Der Teamgedanke steht für mich über allem!“ So hat der Führungsspieler des Berliner HC seine Teamkollegen sicher daran erinnert, dass man gegen Kanada von Beginn an mit voller Konzentration zu Werke gehen will. Dass die Nordamerikaner, die vom Kölner Trainerduo Pasha Gademan und André Henning gecoacht werden, unangenehm spielen können, haben sie bei den Testspielen gegen das DHB-Team in Hamburg bewiesen.
„Der Auftakt ins Olympische Turnier ist immens wichtig“, so al Saadi. „Wenn dabei ein paar Dinge noch nicht klappen, ist das völlig egal. Das Ziel sind die drei Punkte!“ Der Bundestrainer weiß, dass er sich dabei auf seine Führungsspieler verlassen kann. Eben auch auf Martin Zwicker, der mit 34 Jahren so fit ist wie nie zuvor. Und das liegt daran, dass der Berliner in den letzten Jahren gesundheitliche Probleme hatte. „Er hat sich eine gnadenlose Fitness antrainiert, um das zu kompensieren, hat seinen Körper umgebaut, ist noch agiler, kräftiger geworden – ja, der heutige ist der beste Zwick aller Zeiten!“
Bereits in der Nacht auf Montag bestreitet die DHB-Auswahl ihr zweites Turnierspiel gegen Weltmeister Belgien, der sich mit 3:1 für die Niederlage im EM-Finale gegen die Niederlande revanchierte.
Foto: BHC / privat