Unsere Damen stehen seit neun Jahren erstmals wieder im Final Four um die deutsche Hallenhockey-Meisterschaft. Der Staffelsieger der 1. Bundesliga Ost setzte sich am Samstag im Viertelfinale mit 2:0 im Penaltyschießen gegen Rot-Weiss Köln durch. Alina Sophie Jäger und Philine Drumm hatten getroffen, während Amelie Schwarzkopf im BHC-Tor den ersten Kölner Versuch von Johanna Czech parierte und danach einen Siebenmeter von Paula Brux, der nach Foulspiel verhängt wurde, an den Pfosten lenkte, sodass der BHC ins Halbfinale einzog. Gegner beim Final Four am kommenden Wochenende in Frankfurt am Main ist nun der Nordmeister Club an der Alster, der sein Viertelfinale 7:4 gegen den Münchner SC gewann.
„Das ist einfach mega, wir wollten unbedingt nach Frankfurt. Selbst als mit der Schlussecke das 4:4 gefallen ist, waren wir mental ganz oben und wussten, dass wir dann den Shootout gewinnen“, sagte Jäger, die wie neun andere Teamkolleginnen nun ihre erste DM-Endrunde spielt. „Der Glaube war bis zum Ende da und beim Penalty wusste ich, dass ich einfach schieße, wenn die Torhüterin stehen bleibt und sie kam mir nicht weiter entgegen, daher habe ich geschossen“, sagte Drumm.
Im ersten Viertel hatte Drumm (2.) nach noch nicht einmal zwei Minuten die erste Torchance, doch ihr Schuss ging knapp am langen Pfosten vorbei. Die nächste BHC-Möglichkeit nutzte dann Steffi Wendt (6.) zur verdienten Führung, indem sie Kölns Keeperin Lisa Höllriegl tunnelte. Wendt ist neben Pahila Arnold die einzige BHC-Spielerin, die schon 2016 beim bislang letzten Final Four in Lübeck auf dem Platz stand. Wenig später erspielte der BHC seine erste Strafecke, die Alina Sophie Jäger (9.) nach Ableger von Philine Drumm ins Tor schlenzte.
Nach dem die ersten zehn Minuten komplett den Gastgeberinnen gehörten, kam Köln zum Ende des ersten Viertels besser ins Spiel. Das Schiedsrichtergespann ahndete ein Stockfoul von Lilith Ell mit einem Siebenmeter (12.), doch Amelie Schwarzkopf, die für Sophie Lorenz-Meyer das Tor hütete, parierte sicher gegen den Schlenzer von Johanna Czech. Dennoch war die frühere U18-Nationalkeeperin wenig später erstmals geschlagen, als ihr abgewehrter Ball unglücklich vor dem Schläger von Emma Boermans (14.) landete, die zum 1:2 ins kurze Eck einschoss. Zuvor hatte Drumm noch das 3:0 (12.) auf dem Schläger gehabt, konnte den Ball aber trotz bereits geschlagener Torhüterin nicht über die Linie drücken.
Im zweiten Viertel holte Pahila Arnold (22.) nach gutem Alleingang die zweite BHC-Ecke, doch diesmal verfehlte ihr Schlenzer das Tor. Der BHC fing auch im zweiten Abschnitt immer wieder gut die Kölner Bälle ab, erspielte sich aber zu wenig zwingende Chancen, um die Führung auszubauen. So war es am Ende wieder Schwarzkopf, die gleich doppelt (25./28.) parierte und den Ausgleich verhinderte. Neun Sekunden vor der Pause bekam Köln seine erste Ecke, die vom BHC abgelaufen, aber wiederholt wurde. Pahila Arnold protestierte und sah wegen Reklamierens die grüne Karte. Die Wiederholungsecke sprang dann von Schwarzkopf ins Aus, doch Schiri Yannik Holzmüller wollte einen BHC-Fuß auf der Linie gesehen haben und entschied erneut auf Siebenmeter. Dieser wurde nach Rücksprache mit Teresa Lipsky zurückgenommen und es gab erneut eine Ecke, diesmal scheiterte aber die Kölner Rausgabe und es ging mit der 2:1-Führung in die Pause.
Im dritten Viertel startete der BHC in Unterzahl und hatte direkt Glück (32.), dass Kölns vierte Strafecke nur die Latte traf. Wenig später war es dann aber Johanna Czech (34.), die mit der fünften Ecke den Ausgleich erzielte, während Linnea Weidemann eine Zeitstrafe nach grüner Karte absaß. Czech (39.) geriet auch danach in den Fokus, als sie nach Foulspiel von Johanna Franz wieder zum Siebenmeter antrat. Diesmal ging ihr Schlenzer hoch über das Tor. Im direkten Gegenzug traf Alina Jäger (39.) zum umjubelten 3:2-Fühungstreffer für den BHC. Doch Köln blieb dran und schloss eine Strafeckenserie von drei Ecken schlussendlich mit dem 3:3-Ausgleich (41.) durch Czech ab. In Überzahl, nach grüner Karte gegen Emma Boermans, besorgte Drumm (43.) das 4:3 für den BHC.
Der BHC hatte auch im Schlussabschnitt mehr Ballbesitz, musste jedoch auf die Kölner Konter aufpassen. Die BHC-Damen kämpften um jeden Ball und kamen nach Zeitstrafe gegen Jule Fischer zu zwei Chancen, doch einmal rettete der Pfosten für Köln, einmal Torfrau Höllriegl. Als Köln wieder komplett war, klärte Lilith Ell (54.) souverän auf der Linie. 5:40 Minuten vor Schluss ersetzte KHTC-Coach Markus Lonnes die Torfrau zugunsten einer sechsten Feldspielerin. BHC hielt der Abwehrschlacht statt und Kölns neunte Ecke (57.) ging am Tor vorbei. Angefeuert von 1.100 Fans in der Sporthalle Charlottenburg gaben die BHC-Damen alles, doch Köln kam 30 Sekunden vor Schluss zur zehnten Strafecke, die Johanna Czech (60.) zehn Sekunden vor Schluss zum 4:4 verwertete, sodass der Shootout entscheiden musste.
„Wir haben gesagt, dass wir fighten, bis das Spiel abgepfiffen ist. Wir waren immer online“, sagte Kapitäni Linnea Weidemann. „Der Schlüssel zum Erfolg war heute die Disziplin, jede hat um jeden Ball gekämpft“, ergänzte Torfrau Schwarzkopf, die erst ihr drittes Bundesligaspiel bestritt. „Die Freude und den Glauben an uns nehmen wir nun mit nach Frankfurt.“ Damen-Coach Tin Matković meinte: „Die Mädels haben es sich sowas von verdient. Alina und Amelie haben ein perfektes Spiel abgeliefert, aber auch alle anderen haben voll mitgezogen, sodass wir einfach verdient gewonnen haben. Beim Shootout habe ich nicht zusehen können.“
Berliner HC – Rot-Weiss Köln 6:4 nach Penaltyschießen, 4:4 (2:1)
1:0 (6.) Steffi Wendt
2:0 (9.) Alina Sophie Jäger (KE)
2:1 (14.) Emma Boermans
2:2 (34.) Johanna Czech (KE)
3:2 (39.) Alina Sophie Jäger
3:3 (41.) Johanna Czech (KE)
4:3 (43.) Philine Drumm
4:4 (60.) Johanna Czech (KE)
Shootout: Alina Sophie Jäger, Philine Drumm
KE: 2 (1) / 10 (3)
7m: 0 / 2 (0)
SR: Teresa Lipsky, Yannik Holzmüller
Das Spielt gibt es auch im Replay auf dem YouTube-Kanal des BHC:
Damen vs Rot-Weiss Köln
Fotos: BHC / Fritz Ebeling