An diesem Freitag findet die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris statt. Bereits am Samstag starten die deutschen Herren gegen Frankreich ins Turnier, die Damen treffen am Sonntag auf Japan. Mit dabei ist auch ein Trio vom BHC: Linnea Weidemann, Martin Zwicker und Benedetta Wenzel (Titelfoto von links nach rechts) stehen uns im großen Olympia-Interview Rede und Antwort.

In wenigen Tagen geht es los. Seid ihr schon aufgeregt?
Zwick: Aufgeregt bin ich noch nicht, aber die Vorfreude ist da. Diese ist auch nochmal mit dem Tag der Einkleidung deutlich gestiegen. Ich denke, die Aufregung und das Kribbeln kommt dann, wenn man erstmals in Paris auf dem Platz steht.
Bene: Ich war vor der Abreise nochmal zuhause bei meinen Eltern und konnte noch gar nicht realisieren, was alles auf mich zukommt. Ich denke, die Aufregung kommt mit der Ankunft im olympischen Dorf. Die Einkleidung hat aber auf jeden Fall schon dazu beigetragen.
Linnea: Alle, die ich jetzt in den letzten zwei Wochen in Berlin nochmal gesehen habe, haben gefragt, wann es los geht und das hat natürlich enorm zur Vorfreude beigetragen. Noch bin ich noch nicht aufgeregt, aber das kommt sicherlich ganz schnell Vorort.

Erzählt uns in bisschen von der Einkleidung. Wie läuft das ab?
Bene: Wir Danas durften den Tag vor der Eröffnung der Messe schon miterleben und hatten daher noch mehr Ruhe, jeden Stand zu erkunden. Das war schon sehr cool und sehr gut organisiert. Wir haben Klamotten für jeden Anlass bekommen. Das war der erste Moment, wo man gemerkt hat, dass es jetzt ernst wird.

Wie viele T-Shirts habt ihr denn jetzt jeder?
Bene: Puh, bestimmt 20 Stück. Aber es gibt ja Kleidung für beispielsweise das olympische Dorf, für die Anreise, für das Podium oder für die Eröffnungsfeier. Am Ende sind es zwei Koffer voll geworden. Wir haben das, was nicht unbedingt vorher gewaschen werden muss, auch schon nach Paris schicken lassen.

Wart ihr vorher im Rahmen des Test-Events schon im olympischen Dorf und wisst, wie die Zimmer aufgebaut sind?
Linnea: Nein, das macht ja erst kurz vorher auf. Die Doppelzimmer sind in Apartments aufgeteilt, bei den Danas gibt es zwei Vierer und ein Achter-Apartment. Die Zimmerpartnerinnen durften wir uns aussuchen.

Verratet ihr uns, mit wem ihr eure Doppelzimmer teilt?
Linnea: Ja, mit Stine Kurz vom Mannheimer HC.
Bene: Mit Felicia Wiedermann von Rot-Weiss Köln.
Zwick: Ich teile mit Mathias Müller vom Hamburger Polo-Club.

Wann seid ihr nach Paris aufgebrochen?
Bene: Wir Danas sind Donnerstag in den Westen gefahren, haben dort übernachtet und dann am Freitag, den 19. Juli um 12.30 Uhr den Zug von Köln nach Paris genommen.
Zwick: Ich bin am späten Freitagnachmittag von Berlin direkt nach Paris geflogen.

Wie wurden eure Nominierungen eigentlich in der BHC-Familie aufgenommen? Was waren die Reaktionen darauf?
Bene: Ich habe sehr viele Nachrichten bekommen. Insbesondere die Mannschaft hat sich sehr für uns gefreut und ein paar haben Linnea und mich noch sehr herzlich verabschiedet.
Linnea: Ich war häufiger im Club, weil ich die weibliche U18 trainiere. Die Leute, die einen kennen, beglückwünschen einen, aber es ist und bleibt ein ganz natürlicher Umgang.
Zwick: Ich war schon eine Weile nicht mehr im Club, habe aber auch viele Nachrichten von Freunden und Mitspielern bekommen.

Zwick ist ja schon das dritte Mal bei Olympia dabei. Habt ihr beiden Olympia-Neulinge euch Tipps von ihm geholt?
Linnea: Ich habe Zwick jetzt konkret noch nichts gefragt, aber wir tauschen uns innerhalb der Danas schon aus. Da sind ja einige auch schon öfter dabei gewesen, vor allem mit Charlotte Stapenhorst von den Wespen, die ja auch in Berlin ist.
Bene: Zwick hat beim gemeinsamem Stocktraining schon immer wieder was erzählt und da dachte ich schon „wow, Wahnsinn – was da alles auf einen zukommt, wenn es mit Olympia wirklich passiert.“

Zwick, du bist nach Rio 2016 und Tokio 2021 schon das dritte Mal dabei. Wie ist es für dich?
Zwick: Ja, Paris ist gefühlt nochmal was komplett anderes, gerade weil es in Europa ist und Freunde und Familie vorbeikommen können. Verglichen mit Tokio, wo pandemiebedingt keine Zuschauer waren, ist es nun noch einmal eine ganz andere Hausnummer.

Wisst ihr denn, wer alles so vorbeikommt?
Zwick: Meine Eltern und meine Schwester haben Tickets für das erste Wochenende. In der zweiten Hälfte kommen Hanna und Max Bädelt, Niklas Westphalen und Tim Strüven. Die haben alle Tickets, das weiß ich.
Bene: Meine Familie ist den kompletten Zeitraum da. Von den 1. Damen kommen auch manche, soweit ich weiß.
Linnea: Meine Eltern sind auch komplett da, einer meiner Brüder kommt am Anfang mit.

Lasst uns über das Sportliche sowie eure Gegner und eure Ziele sprechen. Fangen wir mit den Danas an, eure Gruppengegner heißen Japan, Niederlande, Frankreich, China und Belgien.
Linnea: Wir haben eine starke Gruppe, aber natürlich kann jede Mannschaft Hockey spielen, die sich für Olympia qualifiziert hat. Unser Ziel ist es, erstmal das Viertelfinale zu erreichen. Da möchten wir eine gute Ausgangslage haben.
Bene: Wir haben gegen diese Gegner zuletzt häufig gespielt. Es ist niemand bei, den wir gar nicht einschätzen können. Ich denke auch, dass jede Mannschaft irgendwie schlagbar ist.



Bei den Herren sind die Vorrundengegner Frankreich, Spanien, Südafrika, Niederlande und Großbritannien. Zudem geht ihr als Weltmeister ins Rennen, spielt das eine Rolle?
Zwick: Man bringt durch den WM-Titel eine andere Erfahrung aus einem großem Turnier mit und weiß vielleicht, dass man Spiele nochmal anders drehen kann. Der Titel an sich spielt in den Köpfen aber keine Rolle mehr. Wie Bene und Linnea auch schon sagten, jede Mannschaft bei Olympia ist stark. Unsere Gruppe ist ja sehr europäisch geprägt, der Auftakt gegen den Gastgeber Frankreich wird sicherlich schwer. Auch Südafrika brauchen wir nichts absprechen, schließlich haben wir in Tokio gegen sie verloren. Jedes Spiel ist wichtig und wird bestimmt auch eng.

Was sind denn eure Ziele für Paris? Der Medaillentraum lebt bestimmt, oder?
Bene: Natürlich haben wir alle den Traum einer Medaille, aber zunächst fokussieren wir uns voll und ganz auf die Gruppenphase und nehmen dort die Spiele sehr ernst. Dann sehen wir weiter.
Zwick: Bene hat das gut formuliert. Ohne eine gute Gruppenphase kommst du ja gar nicht dahin, was du dir vielleicht wünscht. Aber natürlich gehe ich mit Selbstbewusstsein an die Sache ran und möchte das Viertelfinale gewinnen. Wir Herren peilen eine Medaille an, unabhängig davon, was man zunächst intern bespricht. Ich persönlich setze mir da auch ein entsprechend hohes Ziel.



Und nach Olympia ist vor der Bundesliga, schon am 7. September sind die Auftaktspiele. Werden wir euch da auch sehen?
Linnea: Ich werde nicht direkt nach Olympia in die Ligavorbereitung und den Spielbetrieb einsteigen, plane aber schon, in der Hinrunde noch Bundesligaspiele zu bestreiten.
Bene: Ich bleibe bei den BHC-Damen, werde mir nach Olympia aber eine kleine Auszeit gönnen, bevor ich wieder einsteige. Ich habe vor einem Monat mein Masterstudium beendet, in diesem Jahr war schon sehr viel los. Ich denke auch, dass auch viel am Ausgang des Turniers hängt, wann und wieviel Lust man hat, den Hockeyschläger wieder in die Hand zu nehmen.
Zwick: Ich spiele weiter und höre nicht auf. Ich werde aber auch nach Olympia eine kleine Pause machen, konkret muss ich das mit Stan noch besprechen.

Vielen lieben Dank für das ausführliche Gespräch und all die Informationen!
Wir wünschen euch den maximalen Erfolg in Paris, kommt gesund und erfolgreich wieder.

Fotos: BHC / Yan Huckendubler, privat