Kurz vor dem Ende der Wechselfrist vermeldet der Berliner HC nochmal drei namhafte Zugänge für seine 1. Damen. U21-Europameisterin Joana Boehringer, die südafrikanische Nationalspielerin Charllene Boshoff sowie Routinier Carlotta Pahlke schließen sich alle dem Hauptstadtclub zur neuen Saison in der 1. Feldhockey-Bundesliga an. Joana Boehringer wechselt vom Ligakonkurrenten Münchner SC an die Wilskistraße, während Carlotta Pahlke nach einem einjährigen Gastspiel vom Bremer HC zurück zum BHC kommt. Charllene Boshoff hat mit BHC-Spielerin Lotta Curanz in Washington an der American University studiert und ist so auf den BHC aufmerksam geworden. Trotz ihres Wohnorts in den USA gehörte sie dem südafrikanischen Nationalteam an und pendelte bis zuletzt im Zwei-Wochen-Rhythmus zwischen ihrem Heimatort Durban, Kapstadt und Washington.
„Das war eine extrem anstrengende Zeit, insbesondere durch all die Jetlags. Leider hat es dann nicht für die Olympia-Nominierung gereicht“, erzählt die 24-Jährige, die auch weiterhin für den Afrika-Meister auflaufen möchte und sich nun in den Kader der anstehenden Commonwealth Games sowie der Hockey-WM 2026 spielen möchte. In den USA hat sie inzwischen ihr Masterstudium in Business Analytics abgeschlossen und sucht jetzt in Berlin nach einer Festanstellung. „Ich wollte schon immer nach Europa, denn nur da kann man auf höchstem Niveau Hockey spielen“, erzählt die Verteidigerin, die mit den BHC-Damen die Top Vier der 1. Bundesliga angreifen möchte. Sofern sie es in den Hallenkader schafft, würde sie das BHC-Team auch auf dem Parkett bei der Jagd nach dem lang ersehnten nächsten Final-Four-Ticket unterstützen. „Charllene ist eine international erfahrene Spielerin, die auch eine gute Trainings- und Arbeitsmoral mitbringt“, sagt Trainer Tin Matković.
Joana Boehringer feierte in der Hallensaison 2023 ihren größten sportlichen Erfolg im Erwachsenenbereich, als sie mit den MSC-Damen das Hallen-Viertelfinale beim BHC gewann und somit in die Endrunde einzog. „Ich liebe Hallenhockey und möchte mit den BHC-Damen etwas aufbauen“, sagt die 21-Jährige, die Ende letzten Jahres mit den Juniorinnen WM-Sechster in Chile geworden ist. 2021 wurde die Innenverteidigerin mit Linnea Weidemann, die aktuell im Olympia-Aufgebot der deutschen Damen in Paris steht, U19-Europameisterin. „Mit Linnea zusammenzuspielen macht immer sehr viel Spaß, daher freue ich mich umso mehr, dass ich sie nun in meiner Mannschaft habe“, sagt die 53-malige Jugend-Nationalspielerin. „Joana ist ein Geschenk für uns“, freute sich Matković. Kapitänin Alessa Volkert ergänzt: „Durch ihre internationale Erfahrung bringt sie viel Qualität mit. Sie ist eine sehr gute Verstärkung für unser Team.“
Warum sich Boehringer, die beim ESV München das Hockeyspielen gelernt hat, nun für einen Wechsel nach Berlin entschieden hat, erklärt sie wie folgt: „Ich finde es wichtig zu sehen, was Mannschaften aus ihrem Kader machen und der BHC hat in den letzten Jahren immer sehr viel rausgeholt verglichen mit anderen Vereinen, die auf dem Papier durchaus stärker waren. Der BHC hat eine gute Mischung aus Führungsspielerinnen und jungen Talenten, das hat mir gefallen.“ Mit ihrem Heimatclub ESV München wurde die Verteidigerin 2017 deutsche Feld-Meisterin in der U16, der größte Erfolg der ESV-Geschichte. Als Damenspielerin wechselte sie dann zum MSC. Die gebürtige Münchnerin hat alle Jugend-Nationalmannschaften des DHB durchlaufen. 2022 wurde sie dann U21-Europameisterin in Gent, zum Kader gehörte auch Ida-Marie Köllinger, die sich vom UHC Hamburg nun ebenfalls dem BHC angeschlossen hat.
Die angehende Architektur-Studentin hatte sich auch gute Chancen auf eine Nominierung für die diesjährige Juniorinnen-EM ausgerechnet, verletzte sich im März im MSC-Feldtraining jedoch schwer. Bei einem an sich harmlosen Zweikampf machte sie eine so unglückliche Bewegung mit dem Schläger, dass sie sich die Schulter auskugelte und zudem einem Bizeps-Verletzung davontrug. „Meine Bizeps-Sehne musste versetzt werden, mit viel Krafttraining habe ich die Muskulatur wieder aufgebaut und darf ab August nun auch endlich wieder Hockeyspielen“, erzählt die Neu-Berlinerin. Auch ihre Ambitionen in Richtung A-Kader hat die 21-Jährige keineswegs abgeschrieben: „Ich weiß nicht, wer nach Olympia im Nationalteam aufhört oder bis zur Heim-EM noch weiterspielt. Ich möchte mich aber auf jeden Fall in Berlin weiter entwickeln und hoffe dann, dass ich die Chance bekomme, mich zu zeigen.“ Aktuell stehen zwei A-Länderspiele auf ihrem Konto, ihr Debüt hat sie am 27.03.2022 gegen die USA gegeben.
Carlotta Pahlke freut sich auf die Rückkehr zu ihrem BHC: „Es hat in der letzten Saison viel Spaß gemacht, den Mädels zuzuschauen. Ich denke, dass wir mit dem ganzen frischen Wind auf jeden Fall die Favoriten ärgern können.“ Trotz ihres Gastspiels beim Bremer HC ist die 24-Jährige in Berlin wohnen geblieben und pendelte dann immer von Donnerstag bis Sonntag in die Hansestadt. „Man gewöhnt sich ja schnell, aber als ich jetzt wieder 20 Minuten mit dem Fahrrad zum Training gefahren bin, war das schon ein tolles Gefühl gegenüber vier Stunden Zugfahrt“, sagt die Stürmerin. „Carlotta bringt durch ihr Jahr in Bremen nochmal neue Impulse mit, ich freue mich sehr über ihre Rückkehr“, so der Coach.
Mit Bremen ist die gebürtige Berlinerin in der abgelaufenen Saison in die 1. Bundesliga aufgestiegen, in der Halle sicherte sich der BreHC als Aufsteiger durch einen fulminanten Schlussspurt noch den Ligaverbleib im Oberhaus. „Diese Momente bleiben einfach ewig im Kopf und ich erinnere mich gern daran zurück. Bremen war aber nichts Langfristiges, sondern es war klar, dass ich zurückkomme.“ Der Kontakt zu den Hanseatinnen war über den ehemaligen BHC-Damentrainer und Olympiasieger Florian Keller entstanden. Die Stürmerin studiert Sportmanagement an der Uni Potsdam und arbeitet zusätzlich als Werksstudentin in einer Psychologie-Praxis. Nebenbei hat sie auch noch das Laufen für sich entdeckt und sich zusätzlich zum Hockey einer Laufgruppe angeschlossen.
Das Trio schließt jetzt die Zugänge des BHC für die kommende Saison ab. Neben Ida-Marie Köllinger ist bereits Alina Sophie Jäger von den Zehlendorfer Wespen zum BHC gewechselt. „Wir haben jetzt einen Kader mit 25 starken Spielerinnen, das wird für zusätzlichen Konkurrenzkampf untereinander sorgen, weswegen ich davon ausgehe, dass die Qualität im Training noch weiter zunimmt, wovon wir alle profitieren“, sagt Matković. „Unsere Bemühungen nach dem Karriereende drei verdienter Spielerinnen um unsere beiden Olympioniken Linnea Weidemann und Bene Wenzel einen neuen Mannschaftskern zu gestalten, sind nun mit diesen tollen Zugängen abgeschlossen“, ergänzt Bundesligawart Malte Kutscha. „Alle neuen Spielerinnen helfen uns, die entstandenen Lücken zu schließen und die Basis dieser Mannschaft mit viel Potential in der Integration unserer erfolgreich Jugend zu bilden. Wir freuen uns auf die Auftritte dieser Mannschaft.“
Fotos: BHC / Barbara Förster, Ray Chaplin, Axel Kaste, Fritz Ebeling