Unsere Damen müssen in der neuen Saison in der 1. Feldhockey-Bundesliga auf ein erfahrenes, sehr eingespieltes Trio verzichten. Die langjährige Kapitänin Malin Stiebitz, die einstige U21-WM-Teilnehmerin Viola Scharf sowie Routinier Stefanie Wendt haben sich alle entschlossen, ihre sportlichen Karrieren zu beenden. „Ich bin unendlich dankbar über die letzten zehn Jahre im BHC. Ich habe viele Freunde gewonnen und hatte eine wunderbare Zeit, geprägt von ganz viel Spaß, harter Arbeit, tollen Menschen, vielen Partys und schönen Siegen, die ich nie vergessen werde“, sagt Malin Stiebitz. „Aus gesundheitlichen Gründen muss ich jetzt jedoch die Karriere beenden, da meine Rückenprobleme und allgemein Entzündungen im Körper immer schlimmer wurden und ich die letzte Zeit nur mit Schmerzen spielen konnte. Irgendwann ist dann die Entscheidung gefallen, dass es so nicht weiter geht.“
Für „Mimi“ steht am Mittwoch, den 21. August nun als erstes Highlight nach der aktiven Karriere die Hochzeit mit Julian Lange, Physiotherapeut der BHC-Herren, an. Mit Blick auf die am 7. September beginnende Bundesliga-Saison meint die gebürtige Hannoveranerin: „Jetzt freue ich mich, die Mannschaft als Fan zu begleiten und werde diese Saison wahrscheinlich auch das ein oder andere Spiel als Betreuerin einspringen.“ Somit bleibt die Assistentin der kaufmännischen Leitung in den DRK Kliniken Berlin-Westend ihren BHC-Damen doch noch ein bisschen treu. Die 29-Jährige holte mit ihrem Heimatclub DHC Hannover drei deutsche Jugend-Meistertitel und wurde 2013 mit der U18-Nationalmannschaft Vize-Europameister. Nach ihrem Abitur wechselte sie dann nach Berlin zum BHC. Insgesamt bestritt Stiebitz 44 Jugend-Länderspiele.
Viola Scharf wechselte 2013 vom Bezirksnachbarn TuS Lichterfelde zum BHC. „Vio“ trug zudem insgesamt 53 Mal das Nationaltrikot der DHB-Jugend. Ihr größtes Highlight war mit Sicherheit die Heim-WM der Juniorinnen in Mönchengladbach. Inzwischen ist Viola Scharf Gymnasial-Lehrerin in Neukölln und unterrichtet Deutsch, Philosophie und Ethik von der 7. Klasse bis zum Abitur. „Ich habe vor zwei Jahren mein Examen gemacht und wollte natürlich erstmal wissen, ob ich Schule und Bundesliga unter einen Hut bekommen kann. Ich hab dann aber doch recht schnell gemerkt, dass das nicht so gut funktioniert und ich vor allem meinem eigenen Anspruch nicht mehr gerecht werden kann. Die Konsequenz war dann also klar“, erläutert die Verteidigerin.
Rückblickend auf ihre Zeit in Blau-Rot meint die 32-Jährige: „Ich kam 2013 zum BHC. Spielerisch war es seitdem eher durchwachsen. Wir hatten immer unsere Chancen und blieben trotzdem immer irgendwo im Mittelfeld stecken. Wie viel die häufigen Trainerwechsel dazu beigetragen haben, darüber lässt sich sicherlich streiten.“ Dennoch hat die Berlinerin das Team lieb gewonnen und stellt dies auch klar heraus: „Das Wichtigste war aber, dass ich mich in der Mannschaft immer wohlgefühlt habe. Ich hätte meine Bundesliga-Karriere natürlich gerne mit zumindest irgendeinem Titel beendet, aber in einer anderen Mannschaft hätte ich dafür dennoch nicht spielen wollen.“
Neben Malin Stiebitz und Viola Scharf hat sich auch die langjährige Schlüsselspielerin und große Stütze Stefanie Wendt für das Karriere-Ende entschieden. „Mittlerweile stehe ich mitten im Berufsleben und arbeite als Grundschullehrerin an einer Schule in Kreuzberg. Als Klassenlehrerin einer 1.-3. Klasse trage ich viel Verantwortung und habe zahlreiche Verpflichtungen. Bereits in der vergangenen Saison habe ich gemerkt, dass es immer schwieriger wird, den Anforderungen des wöchentlichen Trainingsprogramms und den langen, intensiven Auswärtsfahrten gerecht zu werden“, erläutert die 30-Jährige. „Deshalb habe ich den Entschluss gefasst, meine aktive Zeit in der Bundesliga zu beenden. Ich möchte aufhören, solange mir der Sport noch Freude bereitet, und Platz für Neues schaffen.“
„Steffi“ hat mit dem Hockey vergleichsweise spät, erst im Alter von zehn Jahren, beim BHC angefangen. Dennoch entwickelte sie sich schnell und gut, sodass sie 2011 im Alter von gerade einmal 17 Jahren ihr Debüt in der 1. Bundesliga gab und dort dann ganze 13 Jahre mit den 1. Damen spielte. „Zu den absoluten Höhepunkten zählen die Deutschen Meistertitel auf dem Feld und in der Halle zum Abschluss meiner Jugendzeit in der Weiblichen Jugend A. Besonders in Erinnerung bleibt mir die Deutsche Hallenmeisterschaft der Damen und Herren 2016 in Lübeck – ein Erlebnis, das ich gerne noch einmal mit unserer jetzigen Mannschaft wiederholt hätte“, berichtet das BHC-Eigengewächs. „Doch es sind nicht nur die sportlichen Erfolge, die mir in Erinnerung bleiben werden. Es sind die vielen Stunden, die wir als Team abseits des Spielfelds miteinander verbracht haben. Diese Zeit hat uns über den Sport hinaus verbunden.“
Bundesligawart Malte Kutscha sagt: „Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Dreien für ihre langjährige Treue zum Verein, den hohen persönlichen Einsatz für den Sport und die Mannschaft, der heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Aus Club-Sicht bedauern wir natürlich, dass die drei nun andere Prioritäten setzen, aber persönlich können wir das nach so langer Zeit sehr gut nachvollziehen. Wir hoffen, alle dennoch weiterhin beim und in der großen BHC-Familie wieder zu treffen.“ Auch die aktuelle BHC-Kapitänin Alessa Volkert bedauert den Rücktritt der Routiniers: „Ich kenne die erste Damen ohne die drei nicht. Es wird komisch sein, wenn sie nicht mehr auf dem Platz dabei sind. Alle drei waren Führungsspielerinnen und haben die Mannschaft sowohl auf als auch neben dem Platz sehr geprägt.“
Während Mimi gegebenenfalls bei den 1. Damen mal als Betreuerin einspringt, Vio dem Team wie die anderen Drei auch als Fan zur Seite steht, möchte Steffi zukünftig für die 2. Damen spielen. „Ich freue mich schon sehr darauf, unter anderem mit Jana Gonnermann und Hanna Bädelt nun wieder auf dem Platz zu stehen. Denn eines hat sich nicht geändert: Die Freude am Hockey ist nach wie vor groß“, sagt Steffi. Bei den 1. Damen ist es dem BHC gelungen, gleich fünf namhafte Neuzugänge an die Wilskistraße zu holen. Die U21-Europameisterinnen Ida-Marie Köllinger und Joana Boehringer, die südafrikanische Nationalspielerin Charllene Boshoff, Wespen-Schlüsselspielerin Alina Sophie Jäger und Rückkehrerin Carlotta Pahlke laufen fortan alle für den BHC auf. „Ich freue mich sehr, dass sich so viele neue Spielerinnen dem Damenteam angeschlossen haben. Ich werde auch in Zukunft als Fan am Spielfeldrand stehen, um sie zu unterstützen“, verrät Steffi.
Auch im Trainerteam gibt es bei den Damen zur neuen Saison Veränderungen. Co-Trainer Lyle Jarvel aus Südafrika sowie die Videoexpertin Helen Friede verlassen den Club. „Auch hier möchten wir uns bei beiden ganz herzlich für ihren Einsatz und all ihr Engagement bedanken. Wir wünschen beiden alles Gute für die private, berufliche und sportliche Zukunft“, sagt Malte Kutscha. Lyle hat sein zweijähriges Masterstudium in Berlin inzwischen beendet und wird jetzt mit seiner Frau nach Düsseldorf ziehen. Dort beginnt er im September einen Job bei einer renommierten Unternehmensberatung. Seine Trainertätigkeit wird er dann vorerst nicht mehr ausüben können.
„Nein, ich gehe nicht zum DHC. Ich werde aber jeweils da sein, wenn die BHC-Damen dort spielen und sie anfeuern“, meint der Südafrikaner. Rückblickend auf sein Co-Trainer-Dasein beim BHC ergänzt Lyle: „Die Damen an der Seite von Tin trainieren zu dürfen, war ein Highlight meiner nun abgeschlossenen Hockeyreise. Diese Mannschaft ist von einem unendlichen Antrieb, ganz viel Glauben und Selbstvertrauen geprägt. Obwohl sie häufig als Underdog gesehen wird, hat dieses Team gezeigt, dass Erfolg durch Leidenschaft entsteht, wenn jede für die andere einsteht. Die BHC-Damen sind etwas ganz Besonderes und ich bin davon überzeugt, dass das Beste erst noch kommt.“
Fotos: BHC / Fritz Ebeling