Unsere Damen spielen an diesem Samstag erstmals wieder seit neun Jahren in einem DM-Halbfinale. Dank eines 2:0-Sieges im Penaltyschießen hatten sie das Viertelfinale gegen Rot-Weiss Köln in der Sporthalle Charlottenburg gewonnen und stehen nun im Final Four in Frankfurt am Main. „Samstag war der Tag der Emotionen, aber direkt danach ging die Vorbereitung auf das Halbfinale los“, sagt Damen-Coach Tin Matković. Der Sieger der 1. Bundesliga Ost trifft nun auf den Nordmeister vom Club an der Alster, der sein Viertelfinale mit 7:4 gegen den Münchner SC gewonnen hatte. Anpfiff in der über 4.000 Zuschauer fassenden Süwag Energie Arena ist um 14.15 Uhr. „Wir waren jetzt so lange nicht mehr in der Endrunde und haben nichts zu verlieren. Die Mädels sollen Spaß haben und das Spiel genießen. Wir sind der absolute Underdog“, weiß der Trainer. Für alle Daheimgebliebenen gibt es ein Public Viewing im BHC-Clubhaus. Im ersten Halbfinale kommt es zur Neuauflage des Vorjahres-Endspiels, wenn der Westchampion vom Düsseldorfer HC auf den Titelverteidiger und Südmeister Mannheimer HC (12.00 Uhr) trifft.
Einen ganz wichtigen Schlüssel zum BHC-Erfolg sieht Kapitänin Linnea Weidemann im kurzfristigen Wechsel der Heimspielstätte vom Cole-Sports-Center in die Sporthalle Charlottenburg. „Der BHC hat diesen Tapetenwechsel möglich gemacht. Das hat uns gut getan, nicht in der gleichen Kabine zu sitzen wie die letzten acht Jahre.“ Ihr Team hatte gegen Köln immer vorgelegt und ließ sich auch vom 4:4-Ausgleich in der Schlussminute nicht entmutigen. „Wir waren dieses Jahr so krass motiviert und haben gesagt, dass wir es so doll verdient haben, dieses Viertelfinale zu gewinnen“, erklärte die Olympia-Teilnehmerin.
Coach Tin Matković ergänzt: „Wir haben bislang eine sehr starke Saison gespielt. Das Team verdient diese Saison alles, was es gibt. Unsere Aufstellung bleibt unverändert, alle waren extrem hungrig und das werden wir auch in Frankfurt wieder zeigen.“ Ein Sonderlob bekam die U18-Torhüterin Amelie Schwarzkopf, die in ihrem ersten dritten Bundesligaspiel über sich hinaus gewachsen war und unter anderem drei Siebenmeter entschärfte und zwei Penalties parierte. „Ich habe volles Vertrauen in sie und bin mir sicher, dass sie uns auch im Halbfinale im Spiel halten wird“, sagt Matković, der der ehemaligen Jugend-Nationaltorfrau kurzfristig den Vorzug vor Sophie Lorenz-Meyer gegeben hat. „Amelie war überragend. Sie war einfach immer online, wenn wir sie brauchten“, stimmt Weidemann zu. Schwarzkopf wird somit ihrer BHC-U18 am kommenden Wochenende bei der Ostdeutschen Meisterschaft fehlen.
Am Dienstagabend bestritt der BHC ein Testspiel gegen die männliche U16 der Zehlendorfer Wespen, die kürzlich Berliner Meister geworden ist. „Wir brauchten dieses Spiel gegen die Jungs, um noch an ein paar Dingen für Samstag zu arbeiten. Es hat sich gelohnt“, erläutert Matković nach der torreichen 9:11-Niederlage. Am Donnerstag findet das Abschlusstraining im Cole-Sports-Center statt, ehe der BHC am Freitag mit der Bahn in die Mainmetropole aufbricht. Dort findet dann am Freitagabend noch eine Platzgewöhnung auf dem für viele ungewohnten Endrunden-Boden statt.
Gegner Alster ist im Vergleich dazu deutlich erfahrener und geht daher auch als Favorit ins Halbfinale: Die Hanseatinnen standen zuletzt vor zwei Jahren in Frankfurt im Finale, den letzten Titel gewannen sie 2020 in Stuttgart. Mit zum Alster-Team zählte damals noch Paris-Olympionikin Benedetta Wenzel, die inzwischen das BHC-Trikot trägt. Während es für die meisten BHC-Spielerinnen die erste Endrunde ist, sind Ida Köllinger (UHC Hamburg) und Joana Boehringer (Münchner SC) ebenfalls mit ihren früheren Clubs schon beim Final Four aufgelaufen. 2016 in Lübeck, als der BHC zuletzt mitmischte, waren bereits die heutigen Routiniers Pahila Arnold und Steffi Wendt dabei. „Der Druck liegt hier klar bei Alster“, unterstreicht Matković.
Wenn seine Damen aber so spielen wie im Viertelfinale gegen Köln und sich jede an den Matchplan hält, traut er seinem Team die große Überraschung zu. Die letzte Finalteilnahme datiert von 2013, als der BHC in der Max-Schmeling-Halle gegen Alster den blauen Meisterwimpel gewann. Kurz vor dem Viertelfinale erreichte den BHC noch ein weiterer Motivationsschub, denn Ida Köllinger wurde ins deutsche Aufgebot für die Hallen-WM im Februar in Kroatien berufen, Pahila Arnold ist als Nachrückerin nominiert. Bei den Herren gehört Kapitän Paul Dösch zum deutschen Kader. Die BHC-Herren hatten ihr Viertelfinale mit 4:9 gegen den Gladbacher HTC verloren und waren damit aus dem Titelrennen ausgeschieden. Für den Ostmeister war es die erste Saisonniederlage.
Das Final Four wird kostenpflichtig bei DYN übertragen. Zudem wird es ein Public Viewing im Clubhaus geben.
Fotos: BHC / Fritz Ebeling